Meeresfrüchte enthalten oft Mikroplastik

Mikroplastik: Fisch und Meeresfrüchte stark belastet

Polypropylen, Polyethylen, Poly­ester und Alkydharz, Rayon, Polyamid, Nylon, Acryl, Polystyrol, Polyethylenterephthalat und Polyurethan … alle diese synthetischen Polymere finden sich im Gewebe von Meeresorganismen wie Plankton, Muscheln und Fischen. Über den aktuellen Stand der Forschung zur Belastung von Fisch, Krusten- und Schalentieren mit Plastikpartikeln informiert eine Studie, die Greenpeace Ende September veröffentlicht hat[1].

Greenpeace-Meeres-Expertin Sandra Schöttner: „Mikroplastik wirkt in der Umwelt wie ein Fremdkörper mit Giftfracht. Es enthält Schadstoffe, zum Beispiel Weichmacher und Flammschutzmittel. Gleichzeitig sammeln sich Schadstoffe aus der Umwelt an den Partikeln. Es droht die Gefahr, dass sich Mikroplastik in der Nahrungskette anreichert.”. Diese Annahme stützt der Report mit Ergebnissen aus den jüngsten Feld- und Laborstudien zur Aufnahme, Anreicherung und Auswirkungen von Mikroplastik und assoziierten Schadstoffen.

In der Nahrungskette haben Wissenschaftler Mikroplastik längst nachgewiesen: in kleinstem Zooplankton, aber auch in kommerziell genutzten Arten wie Thunfisch, Kabeljau, Makrele sowie Miesmuscheln und Nordseegarnelen. Dort können die winzigen Plastikpartikel samt Schadstoffen sowohl physisch als auch chemisch zum Problem werden. Sie rufen beispielsweise Entzündungsreaktionen im Darmtrakt hervor, beeinflussen die Nahrungsaufnahme oder das Fortpflanzungsverhalten der Tiere. „Bisher gibt es keine Erkenntnisse, inwieweit die Plastikpartikel auch ins Gewebe gelangen. Vorsicht ist jedoch bei Muscheln oder Garnelen geboten, die etwa vollständig verzehrt werden“, so Schöttner.

 Greenpeace fordert Verbot von industriell gefertigtem Mikroplastik

„Die Forschung zu Mikroplastik steckt noch immer in den Kinderschuhen – erst recht, was die möglichen Folgen für Mensch und Umwelt angeht“, so die Greenpeace-Expertin. Die unabhängige Umweltschutzorganisation fordert die Politik auf, das Vorsorgeprinzip anzuwenden, um das Risiko für Mensch und Umwelt gering zu halten.

In Peelings, Shampoos und Scheuermilch dienen die Plastikkügelchen zum Beispiel als Schleif- oder Bindemittel. Die Industrie entzieht sich einem gesetzlichen Standard bisher durch individuelle Ausstiegspläne. Greenpeace hatte im Sommer die 30 größten Kosmetikhersteller weltweit auf Qualität und Stand ihrer freiwilligen Selbstverpflichtung befragt. Keine einzige erfüllte die Greenpeace-Kriterien. (download Ergebnis der Befragung).

Das österreichische Umweltbundesamt hat im Herbst 2015 einen Bericht veröffentlicht, der sich mit dem Thema befasst und wissenschaftliche Grundlagen liefert. Auf europäischer Ebene setzt sich das Umweltbundesamt dafür ein, gemeinsame Strategien gegen die Plastik-Verschmutzung zu entwickeln und länderübergreifende Lösungen zu finden. Das Umweltbundesamt hat sich zum Ziel gesetzt, in den nächsten Jahren das Thema in einer länderübergreifenden Arbeitsgruppe weiterzuführen mit dem Ziel, die Plastikverschmutzung in der Umwelt zu reduzieren[2].

Als Mikroplastik werden Plastikpartikel mit einem Durchmesser von weniger als fünf  Millimetern bezeichnet. Sie entstehen entweder durch den Zerfall größeren Mülls oder werden bereits in kleiner Größe industriell hergestellt. Sie können teils ungehindert die Klärwerke passieren. Jährlich gelangen bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikmüll allein von Land in unsere Ozeane. Er wird biologisch nicht abgebaut, sondern zerfällt in immer kleinere Teilchen. Derzeit gibt keine verlässliche Angabe über die genaue Menge von Mikroplastik in den Ozeanen. Funde in entlegenen Gebieten wie Arktis und Antarktis belegen jedoch, dass die Verschmutzung sehr weitreichend ist.

 

[1] Quelle: Presseaussendung Greenpeace vom 29. 9. 2016

Download Studie

[2] Quelle: Presseaussendung des Umweltbundesamts vom 14. Oktober 2015

Meeresfische enthalten oft Mikroplastik
Meeresfrüchte enthalten oft Mikroplastik

Fotos © Sametinger