Rosa Brille

Die rosarote Brille

Wenn ich durch meine rosa Brille schaue, sehe ich eine Welt, in der die Menschen aus Glasflaschen und Gläsern trinken, ihren Einkauf in Körben und Stofftaschen nach Hause tragen und in der sie keine Angst vor Plastikteilchen im Pudding oder in der Pflegecreme haben. Ich sehe eine Welt, in der Fische und andere Meeresbewohner nicht an Plastik ersticken und ein Meer, in dem bunte Fische und nicht tonnenweise Plastik schwimmen.

Aber leider musste ich vor zwei Jahren die rosa Brille abnehmen, weil sie aus Plastik ist. Zwar aus rosarotem Plastik, aber – nichts zu rütteln dran – aus Plastik. Und seither sehe ich nur noch Plastik. Plastikflaschen, Plastiksackerl, Plastikteilchen in allen Lebensmitteln, tote Meere voller Plastik. Plastik. Plastik. Plastik…

Die rosarote Brille hängt seit zwei Jahren in meinem Arbeitszimmer an der Wand und ich hadere regelmäßig damit, sie vielleicht besser doch wieder aufzusetzen. Ich will diese Plastikberge am liebsten  gar nicht sehen. Aber ich bleibe stark und das liegt vor allem daran, dass ich vor zwei Jahren nach einem spontanen Hilfeschrei einige andere Menschen getroffen habe, die ihre rosa Brille auch an den Nagel hängen wollten. Und es gemeinsam mit mir auch getan haben. Weil es miteinander viel leichter geht und wir stärker sind, haben wir dem sinnlosen Plastikmüll den Kampf angesagt.  Das bedeutet zwar, dass wir uns immer wieder aus unserer Komfortzone hinausbewegen müssen, es bedeutet manchmal Verzicht, Mehraufwand, Konfrontation und auch Ärger. Aber es bedeutet auch, dass wir beim Einkauf nicht mehr Kiloweise sinnlosen Plastikmüll nach Hause schleppen, auspacken, trennen und entsorgen. Wir machen uns Gedanken, wo wir unsere Lieblingsprodukte unverpackt kaufen können, wir erzählen unsere Geschichte anderen und stoßen sehr oft auf offene Ohren. Wir machen aufmerksam, stupsen an, schauen hin, laden ein zum Mitmachen, denn wir wollen diese Sinnlosigkeit der Plastiksackerln und Plastikfalschen nicht länger bedienen. Wir gestalten unsere Lebensqualität, unsere Gesundheit und unsere Zukunft.

Ich freue mich, dass meine Initiative vor zwei Jahren zur Gründung der Gruppe #ichbinsoplastikfrei geführt hat und wir in den vergangenen Jahren schon einige Plastikfrei-Aktionen umgesetzt und angeregt haben. Dieser Blog ist eines der Ergebnisse unserer Arbeit und ich hoffe, dass wir damit viele, viele, viele Menschen bewegen können, mit uns diese Welt ein Stück plastikfreier zu gestalten.

In unseren Köpfen gibt es schon wieder einige andere Ideen, wer uns unterstützen mag, mit uns querdenken mag, uns seine Ideen und Initiativen ans Herz legen mag, ist herzliche willkommen. Jederzeit. Mit und ohne rosa Plastikbrille. 🙂

Conny Wernitznig's rosa Brille