Sieben Irrtümer über Plastik

Kaum eine Diskussion wird so emotional und oft wenig faktenbasiert geführt wie jene rund um Kunststoff und seine Auswirkungen auf die Gesundheit und die Umwelt. Wir von #ichbinsoplastikfrei haben einige Behauptungen zusammengetragen, die nicht stimmen, und klären auf.

1: Plastikmüll ist kein Problem, wenn das Plastik wiederverwertet wird.

Das stimmt zwar grundsätzlich. Fakt ist aber, dass ein Großteil des Plastikmülls minderwertig oder stark verunreinigt ist und deshalb nicht wiederverwertet werden kann. Altplastik muss aufwendig sortiert und unter großem Energieaufwand weiterverwertet oder verbrannt werden.

2: Biogurken müssen in Plastik eingeschweißt sein, damit sie von Nicht-Bio-Gurken unterscheidbar sind.

Würde eine Papier-Banderole nicht denselben Zweck erfüllen?

3: Obst und Gemüse wird in Plastik eingeschweißt, um es vor Keimen zu schützen.

Das funktioniert ohnehin nicht: Kunststoffverpackungen schützen nachgewiesenermaßen nicht vor Keimen (sagt Verpackungsforscher Bernd Sadlowsky in einem Interview in BENTO)

4: Bioplastik ist eine nachhaltige Alternative zu herkömmlicher Plastikverpackung.

Es gibt Bio- Plastik aus nachwachsenden und aus fossilen Brennstoffen. Beide verbrauchen in der Herstellung Energie. Derzeit wird Bioplastik nicht wiederverwertet, aus dem Biomüll wird es aussortiert, es gehört in den Restmüll. In der Kritik steht Bioplastik aus nachwachsenden Rohstoffen auch, weil diese auch als Nahrungsmittel verwendet werden könnten.

5: Wer Lebensmittel in Plastikverpackungen vermeidet, lebt gesund!

Naja … zumindest gesünder als jene, die sie nicht meiden. Tatsache ist aber, dass sich zum Beispiel gesundheitsschädliche Weichmacher (Phtalate) sogar im Haussstaub wiederfinden. Kleinkinder, die sich ja viel am Boden aufhalten und viele Dinge in den Mund stecken, sind mit Weichmachern deshalb besonders belastet. Phthalate haben unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Zur Wirkung von Weichmachern informiert das österreichische Umweltbundesamt: „Bei vielen Phthalaten ist eine Beeinträchtigung der männlichen Fortpflanzung (Hoden, Samenqualität) entweder bewiesen oder es besteht ein starker Verdacht. Auch Schädigungen der Leber, des Nerven- und des Immunsystems und vermehrtes Auftreten von Übergewicht und Insulinresistenz können nicht ausgeschlossen werden. Phthalate können die Plazentaschranke durchdringen und ein Kind im Mutterleib schädigen.“

6: Plastik-Wasserkocher, Fleece-Shirt, PET-Flasche und Co: Wenn ich sie schon habe, verwende ich sie wenigstens, bis sie kaputt sind. Vorher entsorgen bringt niemandem etwas!

Falsch – für die Gesundheit bringt es durchaus etwas, auf andere Produkte umzusteigen: Denn der Plastik-Wasserkocher gibt bei jedem Mal Erhitzen gesundheitsschädliche Weichmacher ans Wasser ab, beim Waschen des Fleece-Shirts gelangen bis zu 2.000 Mikroplastikfasern ins Wasser und die PET-Flasche gibt gesundheitsschädliches Acetaldehyd an die Getränke ab.

7: Papiertragetaschen sind auf jeden Fall besser als Plastiktragetaschen.

„Diese Papiertüten müssen Nässe aushalten. Deshalb enthalten sie meist Stabilisatoren – und die führen dazu, dass sie im Meer sechs Monate lang stabil bleiben. Oft sind die Papiertüten nichts anderes als eine Plastiktüte mit Papierkern, nicht viel besser als Tetrapacks. Für Schildkröten oder andere Meerestiere können sie genauso tödlich sein“, meint dazu der Experte Michael Braungart in einem Interview in der Zeit.

Plastikverschweißung zur Kennzeichnung der Biogurke? Eine Papierbanderole tut’s auch …