Bioplastik erkennen – gar nicht so leicht!

Lange Zeit habe ich in Bioplastik gehülltes Obst und Gemüse gekauft, ohne mir dessen überhaupt bewusst zu sein. Die Kennzeichnung ist nämlich nicht sehr auffällig (insbesondere, wenn man die Lesebrille zu Hause liegen hat lassen). Eine einheitliche Kennzeichnung gibt es nicht, sie wird auch nirgendwo verlangt. Es gibt aber verschiedene freiwillige Kennzeichnungen – hier einige gängige Beispiele, die mir in den Supermärkten untergekommen sind.

Die bei Hofer erhältlichen in Biokunststoff verpackten „Natur“-Produkte sind mit einer weißen Aufschrift „Folie aus Holzfaser und somit kompostierbar“ und zusätzlich einem kleinen weißen Pfeil-Kreislauf, dem internationalen Recycling Symbol, gekennzeichnet (Abb. 1). Zusätzlich deutet der Keimling in der Mitte des Recycling Symbols darauf hin, dass die Verpackung kompostierbar ist.

Das Recycling-Symbol steht für: Sammlung -> Wiederverarbeitung / Umwandlung in ein neues Produkt -> Kauf durch VerbraucherInnen

Die in Bioplastik verpackten Produkte der Marke „Ja! Natürlich“ sind ähnlich gekennzeichnet: Auf der durchsichtigen Folie wird in weißer Schrift darauf hingewiesen, dass es sich um „kompostierbare Folie aus Holz“ handelt. (Abb. 2)

Das Symbol neben der Schrift – ein Keimling, der aus einer Schachtel wächst,  wird wohl in Anlehnung an das Keimling-Symbol (Abb. 3) von European Bioplastics, der Interessensvertretung der Bioplastikindustrie in Europa, kreiert worden sein, das kompostierbare Biokunststoffe, die der EN 13432 entsprechen, kennzeichnet – vielleicht mit derselben Aussage? Vielleicht auch nicht. So genau wissen wir das leider nicht, weil es – wie bei der Hofer-Marke „Natur“ – nirgendwo sichtbar erklärt wird!

Neben der EN ist DIN Certco ein weiteres Zertifizierungsprogramm (im Eigentum der European Bioplastics). Das Zeichen gibt an, zu welchem Anteil der Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und kann auch auf die Art der Kompostierbarkeit (industriell oder im Garten kompostierbar) hinweisen (Abb. 4).

Weiteres ist die Kennzeichnung von Vinçotte (Abb. 5) gebräuchlich, die Biokunststoffe nach deren Kompostierbarkeit, biologischer Abbaubarkeit bzw. ihrem Anteil der nachweisbaren Rohstoffe auszeichnet:

  •  OK compost: Das Produkt ist kompostierbar
  • OK biodegradable: Das Produkt ist biologisch abbaubar
  • OK biobased: Die Anzahl der Sterne gibt Auskunft über den Anteil nachwachsender Rohstoffe (* 20 – 40 %, ** 40 – 60%, *** 60 – 80%, **** mehr als 80%)

Fazit: Wie die Bezeichnung „Biokunststoff“ oder „Bioplastik“ ist auch die Kennzeichnung verwirrend, weil nicht einheitlich und auf der Verpackung oft nicht gut sichtbar. Eine auffällige, einheitliche, allgemein verständliche und allen bekannte Kennzeichnung würde die Einkaufsentscheidung wesentlich erleichtern. Abgesehen davon, dass man damit auch bezüglich Entsorgung wichtige Hinweise geben könnte. Mehr dazu nächste Woche!

Abb.1:  Links: Kennzeichnung von Bioplastik der Marke „Natur“ (Hofer). Rechts: internationales Recycling Symbol.

Bio in Hülle und Füle _ Kompostierbare Folie aus Holz

Abb. 2: Kennzeichnung Bioplastik bei Produkten der Marke „ja! natürlich“

Abb. 3: Keimling-Symbol von European Bioplastics.

Quelle: www.dincertco.de

Abb. 4: DIN Certco-Zeichen. Quelle: www.dincertco.de

OK-biobased-vincotte

Abb. 5: Kennzeichnung von Vinçotte. Quelle: www.okcompost.be

Comments 2

  1. Helmut Reiter
    20. Juni 2018

    Wie schaut es denn mit der Energiebilanz von der Herstellung bis zum Kompostieren aus?

    1. 25. Juni 2018

      Gute und berechtigte Frage, Helmut Reiter! Allerdings nicht leicht zu beantworten: Die Studien, die online zu finden sind, stellen Biokunststoffen eine durchwegs schlechte Energiebilanz aus, allerdings sind die schon älter. Spannendes Thema – wir bleiben dran!

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